
Mit ihrem siebten Album Everest wagen Halestorm den Balanceakt am Abgrund des Scheiterns. Schon das Cover deutet an: Der Aufstieg ist misslungen, doch der Abstieg ist nicht minder fordernd. Musikalisch ist das Werk zum Glück kein Fehlschlag – vielmehr gelingt es der Band, Schönheit im Scheitern zu finden.
Während das Songwriting solide bleibt, überzeugt Everest vor allem durch Emotionalität. Wo Back From The Dead noch kämpferisch wirkte, schlägt die neue Platte leisere Töne an. Die raue Aggressivität früherer Werke ist weitgehend verschwunden. Stattdessen richtet Lizzy Hale den Blick nach innen: Ihre Texte handeln von zerbrochenen Beziehungen, mentalen Kämpfen und der Frustration, die einem gescheiterten Aufstieg folgt. Es geht darum, Niederlagen mit Würde zu tragen und den Kampfgeist zu bewahren.
Musikalisch setzen Halestorm stärker auf Intimität. Eingängige Rocksmasher sucht man hier vergeblich, dafür gibt es gefühlvolle Balladen wie Gather The Lambs oder How Will You Remember Me?. Die kompakte, fast zurückgenommene Produktion nimmt dem Sound seine frühere Bissigkeit, verstärkt jedoch den Eindruck, einer kleinen, privaten Live-Session beizuwohnen.
Everest ist kein Album voller Hits, sondern eine Sammlung bluesiger, bittersüßer Selbstreflexionen. Es liefert keine Partyhymnen, aber einen warmen, tröstenden Moment – Kraft für den nächsten Aufstieg und einen Sinn im unvermeidlichen Scheitern.
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