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OTHER WORLD: Tenebrous

OTHER WORLD mischen das Genre Post Black Metal zwar nicht auf, ihr brutales und doch introspektives Zweitwerk „Tenebrous“ verdient dennoch Anerkennung – nicht nur des beachtlichen Gitarrensounds wegen.

WEnn sich ein Underground-Kuriosum aufmacht, mehr als eben nur das zu werden, kann einiges schiefgehen – wie das so ist, bei einer Band am Scheideweg. Haben sie das Zeug dazu, mehr als nur eine Handvoll Bandcamp-User zu überzeugen, oder verlieren sie ihren Charme? OTHER WORLD, von 2012 bis 2019 das Soloprojekt von Christopher A. Garcia, hatten vor knapp zehn Jahren eine recht produktive Phase, gefolgt von einer längeren Stille. Die kalifornische Post Black Metal-Band wäre beinahe im Sumpf der Vergessenheit gelandet, doch dass ihr zweites Album „Tenebrous“ lange auf sich warten ließ, hat erfreuliche Gründe. OTHER WORLD haben sich zu einer vollen Band gemausert und erklimmen so mühelos die nächste Entwicklungsstufe.

Brutaler Gitarrensound, introspektive Musik: OTHER WORLD verbinden auf „Tenebrous“ mühelos scheinbare Gegensätze.

Ist das allein schon Rechtfertigung genug für einen neuen Hype? Nicht so schnell. OTHER WORLD machen aber schon vieles richtig. Das fängt an beim räudigen, brutalen Gitarrensound, durch den sich OTHER WORLD von vielen der zu glatten Post Black Metal-Bands positiv abheben. „Tenebrous“ zeigt die Zähne, gerade in Verbindung mit der unpolierten, aber doch voluminösen Produktion. Die kalifornische Band findet daneben die richtige Mischung aus Aggression und Atmosphäre. Dabei bleibt „Tenebrous“ ein introspektives Album, dessen Facetten sich schnell offenbaren: Aus dem rauen Klanggerüst stechen schmerzhaft-schöne Harmonien und eine abgründige Aura hervor.

So positionieren sich OTHER WORLD als eine etwas melancholischere Version von WOE oder als geerdete und kompaktere ULTHA. „Tenebrous“ schafft es damit zwar nicht, aus dem Genre herauszustechen, wird aber zu einem soliden Genrebeitrag mit gut geschriebenen, cleveren Songs. „From Innocence“ und „Ash, Teeth & Bone“ schaffen es den Weg von rasendem Black Metal hin zu Melodik ohne Brüche zu nehmen. Gerade die cleanen Chöre, die andere Bands eher zum Fremdschämen einsetzen, werten die Songs von OTHER WORLD auf. Sänger Stephen Parker (ex-PILLORIAN) liefert sowohl im extremen als auch harmonischen Bereich, eine wirklich gute Performance ab. Gerade bei „Agony Exhaled By Mist“ wird der Fokus auf Stimmung und Melodik gelegt, während OTHER WORLD ein wenig in Richtung Death-Doom schielen – und gerade dabei funktioniert die gesangliche Varianz außerordentlich gut.

„Tenebrous“ dreht den Post Black Metal nicht auf links, OTHER WORLD liefern aber spannende Genre-Kost mit Blick über den Tellerrand.

Die wirklich großen, berührenden Songs stehen auf „Tenebrous“ indes noch nicht. Auch wenn das abschließende „To Decay“ den Doom beinahe gleichwertig neben Black Metal stehen lässt und ein großes Finale anreißt, das letzte Quäntchen Genialität fehlt noch. Doch es wäre unfair von einer Band wie OTHER WORLD, die erst zusammenwachsen muss, Wunder zu erwarten. „Tenebrous“ ist kurz wie kurzweilig und funktioniert über die gesamten Spielzeit von knapp 40 Minuten, dem routinierten Songwriting, dem soliden Spiel der Musiker und der frischen Herangehensweise wegen. Potenzial ist also mehr als genug da. Es bleibt zu hoffen, dass OTHER WORLD dran bleiben – das Genre braucht dringend neue Impulse und die Kalifornier haben das Potenzial, diese setzen zu können.

VÖ: 30 August 2024

Spielzeit: 37:33

Line-Up:

C.G. – Guitars, Synth, Programming

S.P. – Vocals

J.H. – Bass

C.M. – Drums

Label: Debemur Morti Productions

OTHER WORLD „Tenebrous“ Tracklist:

1. From Innocence

2. Arid Dawn

3. Agony Exhaled By Mist

4. Ash, Teeth & Bone

5. To Decay

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