GROZA: Nadir Nach drei Jahren des Wartens sind GROZA endlich mit neuem Material zurück
Die Erwartungen sind groß – das Werk ist größer!
Es scheint aktuell Mode zu sein, sich als Black-Metal-Band weitestgehend anonym zu geben und sich live zu vermummen. Nebst UADA, GAEREA, GRIMA und so einigen anderen sprangen auch GROZA 2018 mit ihrem Album „Unified in Void“ auf diesen Zug mit auf und brachten optisch auch das entsprechende Bild dar.
Die Reaktionen auf dieses erste Album und des 2021 folgenden „The Redemptive End“ waren durchaus gemischt. Zwar landeten die Musiker um P.G. (Patrick Ginglseder) mit ihrem ‘21er-Album sogar auf Platz 78 der deutschen Album-Charts, aber ernteten auch zeitweise sogar scharfe Kritik – so warf man ihnen bspw. vor, eine andere sehr bekannte polnische Black-Metal-Band (der Name der besagten Band steht für „Nebel“ im Polnischen) schlichtweg zu kopieren.
Als ich vor einigen Jahren erstmals mit GROZAs Schaffen in Berührung kam, konnte ich allerdings bestenfalls Ähnlichkeiten zu oben genannter Band heraushören – ok, das Bühnenoutfit war fast gleich. Aber musikalisch klafften für mich Schluchten zwischen unserem Bayerischen Newcomer und dem polnischen Giganten. Klar, getragene Gitarrenwände, hypnotische Rhythmen, ein Sound, der teilweise zu einem betörenden Rauschen verschmilzt – das lieferten beide.
GROZA zeichnen akustische Klanglandschaften von überwältigender Tristesse
GROZA aber, und das möchte ich besonders betonen, zeichnet mit ihrer Musik akustische Klanglandschaften von überwältigender Tristesse, Verzweiflung und Melancholie. Trauer und Wut erinnern teilweise sogar an (wirklich guten und nicht weinerlichen) Depressive Black Metal. Hinzu kommen die energetischen Vocals von Patrick. Mich hat’s damals, vor 4-5 Jahren, schon umgehauen.
Nun war es also so weit, dass GROZA eine neue Scheibe durch die Pressen jagten. Angesichts der drei Jahre Wartezeit war ich hibbelig wie’n Grasfrosch auf Speed. In der Hoffnung, dass meine Erwartungen erfüllt werden, hörte ich ein erstes Mal rein – und war sofort hin und weg!
“Nadir” gefällt richtig gut
Sechs Stücke umfasst der neue Longplayer namens „Nadir“, verteilt auf gut 42 Minuten. Knackig kurz, aber hört man das Ding einmal durch, stellt man schnell fest, dass einfach alles gesagt ist. Mir gefällt’s richtig gut.
Den Anfang macht „Soul: Inert“ als akustischer Opener. 1:21 voll tief berührender Gitarrentöne. Es folgt übergangslos der zweite Track „Asbest“. Die Gitarren schwellen an und werden durch Drums ergänzt. Sich kurz spannend aufbauend ergießt sich das ganze Konstrukt in einer den Hörer überrollenden Walze aus Kraft, Wut und Emotionen. Geschwindigkeit trifft auf Melodie. Energie ergießt sich in die Gehörgänge. Dieser Titel ist auch der Einzige auf der Platte, der in deutscher Sprache gehalten ist.
Weiter geht es mit „Dysthymian“. Sofort steigt hier, nach kurzen Gitarrengezupfe, bedingungsloser Black Metal ein, der allerdings auf knapp 50 % der Spielzeit einen einschneidenden Break erfährt, als urplötzlich fast alle Instrumente verstummen. Allenfalls akustische Gitarren und die Becken des Schlagzeuges sind zu hören, schaffen, so dahin plätschernd, eine fast verträumte Atmosphäre. Wunderschöne Melodien folgen und lassen den Hörer erstaunt mit einem Gefühl der Leichtigkeit zurück… nur um ihn dann, nachdem dieses befreiende Gefühl immer weiter ansteigt und sich knisternde Spannung aufgebaut hat, mit einer Salve aus Blastbeats und harter Klampfe schlichtweg niederzumähen.
Anfangs eher langsam, aber dafür umso brachialer donnert Song 4 „Equal“ auf den Zuhörer ein, nur um im weiteren Verlauf wieder an Tempo zuzulegen und erneut mit schmetternder Komplexität alle Münder offen stehenzulassen.
Anschließend wartet „Deluge“ mit beinahe ohrwurmreifer Melodie auf. Betörend trocken und doch verspielt frisst sich das besagte Klangarrangement tief ins Ohr und bleibt dort fest hängen. Das hat fast schon den Charakter eines Finales, aber nein – als Finisher hat die Band etwas Besonders ausgearbeitet: „Daffodils“. Hier handelt es sich um eine Zusammenarbeit mit J.J. und M.S. von KARG / HARAKIRI FOR THE SKY. Da ich beide Bands kenne und liebe, ist der Einfluss für mich unverkennbar. Das beginnt bereits mit der einleitenden Gitarre, die, so gespielt, zu den typischen Charakteristika von KARG und HFTS zählt. Die Fusion ist überaus gelungen und bildet für mich den Abschluss einer Platte, die runder und besser kaum hätte sein können.
Für mich sind GROZA unlängst aus den Fußstapfen etwaiger Inspirationsquellen getreten und haben sich hier bereits vor einigen Jahren einen Stil erarbeitet, der sowohl mit Wiedererkennungswert als auch fesselnder Atmosphäre und Qualität zu überzeugen weiß. Und mit „Nadir“ stellen die Bayern dies ein weiteres Mal eindrucksvoll unter Beweis.
Wer GROZA live erleben möchte, der bekommt die auf ihrer “Scherben-Tour” die Gelegenheit dazu. Zusammen mit ELLENDE und SERVANT geht’s ab Oktober auf die Bühnen quer durch Europa.
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Veröffentlichungstermin: 20. September 2024
Label: AOP Records
Line-Up
P.G. – lead vocals, bass (live), guitars
U.A. – backup vocals, guitars
T.H.Z. – drums
S.R. – guitars (live session)
Bandcamp: https://groza-blackmetal.bandcamp.com/album/nadir
Facebook: https://www.facebook.com/grozaband/
Instagram: https://www.instagram.com/groza_blackmetal/
GROZA “Nadir” Tracklist
1) SOUL : INERT
2) ASBEST
3) DYSTHYMIAN DREAMS (Video bei YouTube)
4) EQUAL. SILENT. COLD.
5) DELUGE
6) DAFFODILS feat. J.J. & M.S. (Video bei YouTube)
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